Andreas Laukat von n-tv hat in einem Artikel den aktuellen Stand der Technik zum Thema „humanoide Roboter als Alltagshelfer“ zusammengefasst. Sein Fazit lautet:
Aktuell sind Roboter und KI (Künstliche Intelligenz) nur unter gewissen Umständen in der Lage, dem Menschen Alltagsarbeiten abzunehmen. Noch sind sie dumme und ungeschickte Geräte, die im Alltag kaum über die Fähigkeiten eines Staubsaug-Roboters hinauskommen. Futuristische Forschungssysteme müssen selbst für Präsentations-Videos einen Vorgang fünf bis zehnmal wiederholen, bis man ihn zeigen kann. In etwa 10 Jahren werden die ersten Roboter in einigen Bereichen zu sehen sein.
Tatsächlich sind die mechanischen Fähigkeiten kaum noch das Problem. Die rasante Entwicklung der KI ist ein Schlüsselfaktor. KI sorgt dafür, dass der Roboter seine Gliedmaßen selbst kennenlernt und ihre Bewegungen ständig verbessert. Technologie-Experte Mario Herger sieht große Chancen: „Stell dir vor, du hast einen 60 Kilogramm schweren Roboter, der anderthalb Meter groß ist und ins Restaurant oder in den Supermarkt geht und dir etwas holt. Der braucht viel weniger Energie als ein Zwei-Tonnen-Auto“, sagt er n-tv. Ob das tatsächlich so funktioniert, hängt sicher auch davon ab, wie oft man den Roboter schickt, obwohl man selbst zu Fuß gehen könnte.
Die Entwickler sehen große Chancen für die Roboter in der Pflege, aber auch bei Haushaltstätigkeiten wie z.B. Kochen. Insbesondere in Ländern wie Deutschland und China, wo die Bevölkerung immer weiter altert und gleichzeitig Fachkräfte fehlen, können sie Menschen entlasten. Da sie weitaus flexibler als die bisherigen Fertigungsroboter arbeiten, könnten sie auch Bereiche übernehmen, in denen heute nur Menschen arbeiten können.
Quelle: n-tv vom 01.05.2024
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Fragen an die Gesellschaft
Hieraus ergibt sich eine neue Frage, die eigentlich gar nicht so neu ist. Seit Maschinen die Arbeit von Menschen erledigen, fließt der Gewinn ihrer Wertschöpfung ausschließlich dem Betreiber zu. Fällt ein Arbeitsplatz durch den Einsatz einer Maschine weg, fehlen dem Staat die Steuern, die ein Mensch zahlen würde. Für das Unternehmen ist die Sache klar: Man spart Lohn und Lohnnebenkosten durch den Roboter. Volkswirtschaftlich kann das ein großes Problem werden, wenn Roboter sehr viel mehr Arbeiten übernehmen. Es gibt immer weniger Arbeitsplätze, immer weniger Lohnsteuer wird gezahlt, Menschen werden arbeitslos und müssen vom Staat alimentiert werden. Während wenige, die Geld in Produktionsroboter gesteckt haben, immer reicher werden, sinken die verfügbare Arbeit und die Verdienstmöglichkeiten für viele.
Hieraus ergeben sich einige Fragen an die Robotik, die wir gesellschaftlich lösen müssen:
- Müssen Roboter Steuern zahlen?
- Soll es einen Unterschied zwischen einem Einsatz zur Wertschöpfung in einem Unternehmen und zur Alltagserleichterung einer Privatperson geben?
- Wie stellt sich eine Gesellschaft dar, in der immer mehr Arbeit von Robotern übernommen wird?
- Nutzen wir die Zeit sinnvoll für gemeinnützige Arbeit, Hobbys, Kunst, Musik, Literatur, für Citizen Science, zum Reisen oder hängen wir nur rum?
- Wie weit lassen sich Roboter in unser tägliches Leben integrieren? Können wir in 10 bis 20 Jahren unsere Roboter-Haushaltshilfe kaufen, die über die Fähigkeiten von Putz-Saugroboter und automatischen Rasenmäher hinaus geht? Einen Haushaltsroboter, der Einkaufen fährt, die Wäsche bügelt und faltet, Staub wischt, aufräumt, das Bad putzt und Frühstück bereitet?
- Wie menschlich werden solche Roboter aussehen? Sind es mittelgroße Maschinen, die unter einer Kunststoff-Abdeckung ihre Gelenke zeigen, uns mit großen Manga-Augen anblinzeln und künstliche Emotionen zeigen während sie auf Gummi-Raupen durch die Wohnung rollen? Oder wollen wir Roboter mit menschlichem Aussehen, künstlicher Haut, nicht alternden Gesichtszügen und Echthaar-Implantaten, die Kleidung tragen. Sollen sie durch unsere Wohnung laufen und sich mit uns unterhalten, wie ein Realität gewordener Data (Android aus Star-Trek). Vor diesem Hintergrund sollte sicher auch der nicht zu unterschätzende Markt der Sex-Roboter betrachtet werden.
- Wenn sich private Roboter autonom im öffentlichen Raum bewegen, geht von ihnen eine immanente Gefahr aus? (Wie) sind sie zu versichern?
- Können Sie Ziel von Hackern werden bzw. was können Hacker mit ihnen ausspähen? Können sie die Roboter so manipulieren, dass sie zum Schaden der Besitzer handeln? Wie kann man zumindest letzteres verhindern?
Welche Ansprüche haben die Menschen an die Roboter?
Ich sehe die Sache unaufgeregt. Mir würde es reichen, wenn mein Haushalts-Bot meine Wäsche versorgen, das Bett beziehen und die Wohnung putzen kann. Ich hätte nichts dagegen, wenn er ein liegen gelassenes Buch wegräumt, meine Fahrradschlüssel findet und Staub wischt, wenn ich nicht da bin. Wenn er mir nach einem anstrengenden Tag noch ein Essen kochen kann: super. Oder?
Problematischer wird, wenn uns unsere mechanischen Mitbewohner belauschen und das, was sie hören nicht nur für ihren Service nutzen, sondern auch an Dritte weiter geben. Doch das werden sie nicht tun, machen ja die bisherigen Assistenzsysteme von Alexa über Siri bis HAL 9000 auch nicht, oder?