Eigentlich sollte der Advent eine Zeit sein, in der man ein wenig zur Ruhe kommen kann, drinnen im Warmen sitzt, während draußen die Weihnachtsbeleuchtung versucht, das Dunkel des Spätherbstes zu durchbrechen. Plätzchen duften nach Zimt und Nelken, es gibt heißen Kakao und warme Socken. Aber irgendwie ist es uns dann doch fast unmöglich, diese Situation zu schaffen. Das bevorstehende Weihnachtsfest muss vorbereitet werden, Geschenke und Essen eingekauft und das Haus geputzt werden. Der Garten muss winterfest gemacht werden und auf der Arbeit steht der Abschluss des Jahres vor der Tür. Außerdem will man ja bis Weihnachten noch so viel schaffen.
Von Muße keine Spur, kein Socken-Kakao-Moment und die Zeit zum Lesen fehlt auch. Doch ist es nicht manchmal sinnvoller, die Fenster ungeputzt zu lassen, die Schaltuhr der Weihnachtsbeleuchtung nicht auf die des Nachbarn abzustimmen, den Tannenbaum dann zu kaufen, wenn es passt und nicht am traditionellen Tag? Müssen es 10 Sorten Plätzchen sein, am besten alle ausgestochen und zweimal dekoriert oder dürfen es auch runde oder eckig ausgeschnittene sein? Reichen nicht auch 7 oder 8? Oder gar nur vier?
Der Philosoph Ernst Bloch lässt sich mit den Worten zitieren:
„Weisheit besteht darin, zur richtigen Zeit auf Vollkommenheit zu verzichten.“
In diesem Sinne finden wir, dass es gerade im Advent weise ist, auf sich, seine Seele und seinen Körper zu hören und sich jeden Tag etwas mehr Zeit für sich zu nehmen und etwas weniger an der äußeren Perfektion zu arbeiten.